09.08.2025 | Initiative zur Multifunktionsarena

Offener Brief der Freien Wählergemeinschaft Würzburg

zur „Initiative zur Multifunktionsarena“ der ÖDP

Sehr geehrter Herr Kollege Binder,

es ist bemerkenswert und durchaus erfreulich, dass auch Sie die Multifunktionsarena als grundsätzlich wünschenswert einstufen. Umso mehr verwundert jedoch, wie wenig davon in Ihrem politischen Handeln zu erkennen ist – im Gegenteil: Ihre Aktivitäten wirken, gelinde gesagt, wenig zielführend, wenn nicht sogar kontraproduktiv und das nach weit über 10 Jahren Arbeit. Mit einiger Irritation nehmen wir zur Kenntnis, dass sich unter Ihrer Federführung eine Initiative formieren soll, die das Projekt – entgegen bereits getroffener, demokratisch legitimierter Entscheidungen – infrage stellt.

Der Würzburger Stadtrat hat sich über viele Jahre hinweg intensiv und sachlich mit dem Vorhaben befasst und die Arena schließlich mit breiter Zustimmung auf den Weg gebracht. Das verdient großen Respekt! Was es nicht verdient, ist die nachträgliche Relativierung aus womöglich wahltaktischen Motiven im Vorfeld der Kommunalwahl. Dass in der Debatte auffallend häufig auf Inhalte nicht-öffentlicher Sitzungen angespielt wird – selbstverständlich ohne sie konkret zu benennen – erstaunt umso mehr, da ich Sie als erfahrenen und seriösen Kollegen schätze.

Zum Thema Verkehr:

Die Behauptung, es drohten unbeherrschbare Verkehrsprobleme, hält der Realität nicht stand. Die unmittelbare Nähe zum Hauptbahnhof macht den Standort der klimaneutralen Arena besonders attraktiv für die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln – ein Aspekt, der angesichts wachsender ÖPNV-Nutzung zunehmend an Relevanz gewinnt. Übrigens war es von Anfang an der ausdrückliche Wunsch nahezu aller Stadtratsmitglieder, einen zentral gelegenen Standort mit direkter Anbindung an den ÖPNV und fußläufiger Erreichbarkeit vom Hauptbahnhof zu realisieren.

Freie Wähler – Freie Wählergemeinschaft Würzburg

Detaillierte Verkehrsuntersuchungen sowie belastbare Gutachten und Konzepte ausgewiesener Verkehrsplaner liegen längst vor. Die Kapazität der Arena wurde sogar reduziert, ein intelligentes Verkehrsleitsystem wird mit dem Ticketverkauf verknüpft. Die meisten Veranstaltungen finden zudem außerhalb der Stoßzeiten statt, in der Regel nach 20 Uhr. Zu diesen Zeiten stehen in den umliegenden Parkhäusern deutlich mehr Stellplätze zur Verfügung, als tatsächlich benötigt werden.

Zur Finanzierung:

Große Projekte werden so gut wie nie auf einen Schlag finanziert – auch die Arena wird schrittweise realisiert. Der städtische Zuschuss wird Teil eines breit angelegten Finanzierungsmix und bildet die Grundlage, um gezielt weitere Mittel zu aktivieren – etwa aus Förderprogrammen von Bund und Land, durch Beiträge des künftigen Betreibers oder durch private Stifter.

Wer wartet, bis alle Mittel sicher sind, wird nie bauen. Wer losläuft, öffnet Türen. Im Übrigen erfolgt die Mittelverwendung wie bei anderen öffentlichen Projekten auch etappenweise und angepasst an die jeweilige Haushaltslage.

Die zu erwartende Umweg Rendite – nach Einschätzung eines von der Stadt Würzburg beauftragten Instituts bei deutlich über 20 Millionen Euro jährlich – zeigt klar das wirtschaftliche Potenzial der Arena. Über eine Betriebslaufzeit von mehr als 50 Jahren wird das städtische Anfangsinvestment somit voraussichtlich um ein Vielfaches kompensiert.

Zur Dimension der Arena:

Die geplante Dimension der Arena ist weder überzogen noch luxuriös, sondern wirtschaftlich sinnvoll und notwendig. Sie orientiert sich an den realen Anforderungen der Veranstaltungsbranche und der zu erwartenden Nachfrage. Nur mit ausreichend Kapazität lassen sich Fixkosten wirtschaftlich auf viele Veranstaltungen verteilen und eine tragfähige, dauerhafte Nutzung sicherstellen. Die Arena ist weit mehr als ein emotionales Sportprojekt – sie schafft Raum für Konzerte, Entertainmentformate, Tagungen, Kongresse und Veranstaltungen der Stadtgesellschaft, die Begegnung und gemeinsames Erleben ermöglichen. Damit wird sie zu einem bedeutenden Impulsgeber für Wertschöpfung und wirtschaftliche Entwicklung in der Stadt.

Zum Thema Tourismus:

Wer „Übertourismus“ beklagt, verkennt die Lage. Würzburg schöpft sein Potenzial bei Hotelauslastung, Veranstaltungen und Tagungsgeschäft bei Weitem nicht aus. Die Gastronomie sucht nach Belebung, der Handel nach Impulsen. Die Arena bringt genau das: Gäste, Aufenthaltsdauer, Umsatz. Sie ist nicht Teil des Problems, sondern ein zentraler Teil der Lösung.

Können wir es uns leisten, diese Arena nicht zu bauen?

In einer Zeit, in der Städte um Attraktivität, Fachkräfte, wirtschaftliche Dynamik und Lebensqualität konkurrieren, wäre ein Rückzug ein falsches Signal – nicht nur nach außen, sondern auch an die eigene Stadtgesellschaft. Zukunft entsteht nicht durch Zaudern, sondern durch Gestaltungswillen. Würzburg hat genau diesen Willen und Optimismus bereits bei Projekten wie dem CCW, dem Kulturquartier Alter Hafen oder dem neuen Stadtteil Hubland eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Die bayerische Dreifaltigkeit – „Erst wart’ ma mal, dann schau’ ma mal, dann seng’ ma scho“ – reicht für ein Zukunftsprojekt wie dieses nicht aus.

Es wäre ein Fehler, jetzt den Mut zu verlieren. Zumal eine solche Konstellation nicht selbstverständlich ist: Ein außergewöhnlich hohes privates Engagement durch eine gemeinnützige Stiftung – kombiniert mit der Bereitschaft, unternehmerisches Risiko im laufenden Betrieb seitens der Veranstaltungsbranche zu übernehmen – wird sich so schnell kaum wiederholen. Diese Chance verdient es, genutzt zu werden.

Fazit:

Die politischen Entscheidungen sind getroffen, das Planungsrecht geschaffen, die Planungskosten finanziert. Die Arena ist das Ergebnis jahrelanger Abwägung und kein Schnellschuss, sondern ein Zukunftsprojekt für Würzburg. Jetzt gilt es, gemeinsam zu bauen – nicht rückwärts zu diskutieren.

Nicht der Wind bestimmt die Richtung, sondern die Segel.

Mit freundlichen Grüßen

Josef Hofmann

Fraktionsvorsitzender FW-FWG